Leben! Das will Franz Biberkopf. Frei, aber orientierungslos taumelt er durch eine Metropole, die ihn verschlingt. Er schlittert in sexuelle Abenteuer, Kleinkriminalität und gerät in toxische Abhängigkeit zum diabolischen Ganoven Reinhold. Das Netz aus Gewalt und Machtkämpfen kostet ihn nicht nur seinen Arm: Auch seine Geliebte, die Prostituierte Mieze, wird ermordet. Alfred Döblin wirft Biberkopf in seinem bedeutenden Großstadtroman „Berlin Alexanderplatz“ auf das brodelnde Pflaster Berlins der 1920er Jahre. Durch expressive Sprache, durch Montagen von Werbeslogans bis zu Bibelzitaten findet Döblin eine literarische Entsprechung
für die immer komplexer werdende Welt jener Zeit. Die Überforderung einer Gesellschaft inmitten des Umbruchs und ständiger Reizüberflutung wird erlebbar. Mit großem Ensemble erkundet Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer in poetischen und prächtigen Bildern, was geschieht, wenn Werkzeuge fehlen, um Puzzleteile unserer Wahrnehmung sinnhaft zusammenzusetzen. Welche fragwürdigen
Weltbilder und Handlungen können daraus erwachsen? Und wie lassen sich Skrupellosigkeit, Hörigkeit und Gewalt vor dem eigenen Selbst legitimieren? Biberkopf, trunken von Größenwahn, Selbstmitleid und dem Glitzern der Stadt, trotzt
jedem Unglück mit schnoddriger Pose – bis ihm der Tod die Augen öffnet.