Das Jahr 2025 ist für das DGT ein Besonderes: Unser Theater feiert sein 35-jähriges
Bestehen und schreibt damit als ältestes freies Theater-Ensemble ein Stück Kölner
Stadtgeschichte. Anlässlich dieses Jubiläums präsentieren wir im Herbst die
Uraufführung von DER FALL WOYZECK, eine Neudeutung von Kostas
Papakostopoulos, inspiriert von einem der einflussreichsten Dramen der deutschen
Literatur.
„Jeder Mensch ist ein Abgrund.“ Diese Worte aus Woyzeck sind heute aktueller denn
je. Wer ist in unserer Gesellschaft der Unterdrückte und wer der Unterdrückende? Was
geschieht, wenn Woyzeck kein Soldat, sondern ein Fremder ist – gestrandet in einer
Welt, die ihn zunächst wohlwollend empfängt, ihn aber nicht wirklich versteht? Und
was passiert, wenn die „Einheimischen“ sich selbst als hilfsbereit sehen, aber von
ihrem eigenen Alltag überfordert sind?
Unsere Inszenierung wirft einen neuen Blick auf Büchners Fragment und hinterfragt
bestehende Machtverhältnisse und gesellschaftliche Strukturen. Was geschieht, wenn
der „normale Bürger“ als Helfer auftritt, aber plötzlich mit seinen eigenen Ängsten und
Vorurteilen konfrontiert wird? Lässt sich der Teufelskreis von Unterdrückung und
Gewalt durchbrechen – oder sind wir alle nur Gefangene eines Systems, das wir nicht
begreifen?
Regisseur Kostas Papakostopoulos verlegt die Handlung ins heutige Köln und macht
Woyzeck zu einem Fremden, der mit staunendem Blick auf eine Gesellschaft trifft, die
an ihrer eigenen Überforderung zu scheitern droht. Eine Welt, die Offenheit predigt,
aber in Wahrheit ausgrenzend bleibt. Die Musik von Herbert Mitschke und die
Videokulissen von John Seidler erschaffen einen Klang- und Bildraum für Woyzecks
kafkaeske Reise auf der Suche nach Glück und Anerkennung. So entsteht ein
interdisziplinäres Theaterprojekt an der Schnittstelle von Schauspiel, Videoinstallation
und Musik.
Kostas Papakostopoulos, bekannt für seine intensive Auseinandersetzung mit dem
antiken Drama, widmet sich zum 35. Jubiläum des DGT dem Thema Fremdsein.
Mit DER FALL WOYZECK eröffnet er eine neue Perspektive auf Büchners Klassiker
– als gesellschaftliche Allegorie über Macht, Identität und die Grenzen unseres
Zusammenlebens.