Wo endet Sprache und wo beginnt der Rabatz? Wenn der berüchtigte Herbert Fritsch auftaucht, fliegen dem Theater alle Konventionen um die Ohren. Neben seiner ausgewiesenen Extrembegabung, Komödien zu inszenieren, hat er in den letzten Jahren seine ganz eigene Theatersprache entwickelt: jenseits der Worte, jenseits des Sinns. Immer wieder bringt er Texte auf die Bühne, die nicht dafür gedacht sind und in denen Worte zu Musik werden („Murmel Murmel“). Als 1916 in Zürich das Dada-Café Cabaret Voltaire eröffnet und der Dadaismus erfunden wurde, kommentierte jemand: „Das ist eine Ansammlung von jungen Leuten, die kreativ sind und Rabatz machen wollten“. Ha! Dada ist genau das Ding von Herbert Fritsch. Und Rabatz auch! Ein Krawall, ein Donnerhall der Unvernunft, ein Orkan der hemmungslosen Ausrastkunst. Das Verb „rabatzen“ kennen wir heute nicht mehr. Es bedeutete einst „schlagen“, „hauen“, „balgen“, „herumtoben“, „brünstig sein“ – und das ist die Spielanweisung ans Ensemble. Herbert Fritsch liebt die Bühne, das Theater und Menschen, die all das auch lieben. 13 Jahre nach seiner letzten Kölner Inszenierung – Brechts „Puntila und sein Knecht Matti“ als ein „Fest sich austobender
Schauspieler“ (Deutschlandradio) – ist er zurück. Ganz in der Tradition von Dada begibt er sich auf die Suche nach dem Unaussprechlichen, Ungegenständlichen,
der Auflösung von Sprache, die doch eigentlich Erlösung sein sollte.